… aus der Eröffnungsrede von Gabriele Bundrock-Hill
Karl-Heinz Wüst fühlt sich diesem Ausstellungsort persönlich stark verbunden, nicht nur, weil er hier auch ein Atelier hat, sondern weil ihm die Clouth-Werke viele Jahre fast ein „zweites Zuhause“ gewesen sind. In dieser Ausstellung liegen schwerpunktmäßig das kritische Wahrnehmen und Beobachten gesellschaftlich-politischer Umstände im Brennpunkt seiner künstlerischen Verarbeitung und verlangen nach einer Auseinandersetzung mit ihnen.
In seinen Acryl-Bildern thematisiert und reflektiert der Künstler Verfehlungen und Missstände wie Menschenrechtsverletzungen, wobei auch über persönliche Kontakte ein innerer Bezug des Künstlers mit einfließen kann. Vor dem Hintergrund des Krieges in Syrien wird in dem großformatigen dunkel gehaltenen Triptychon „Find-Fix-Finish“ eindringlich das Thema „Hinrichtung“ vom Beil bis zur Drohne aufgegriffen, wobei die expressiv dargestellten, stilisierten Menschen im Mittelteil ähnlich schon den gespenstischen Masken eines James Ensor wie Vorboten einer brüchigen Welt wirken. Auch die Maschinerie des Gefangenenlagers Guantanamo sorgt in ihr für Diskussionen: einem heimlich gefilmten Video durch die schnelle Abfolge einzelner Bildsequenzen nachempfunden, stellt Karl-Heinz Wüst in „Kill me“ die Situation des Inhaftierten während seines Verhöres nach. Dem düsteren Schrecken des 2. Weltkrieges mit der Schlacht um Stalingrad, schenkte er in seinem zweigeteilten, schwarz-weiß reduzierten Bildnis das wie erfroren wirkende Gesicht von „Onkel Günther“. Der vorgegebene persönliche Bezug zum Protagonisten seines Werkes erzeugt damit eine greifbare Betroffenheit, die auch auf den Betrachter nachhaltig wirkt.